Inga Godolt (Buchhandlung Godolt)
Wie geht es Ihnen?
Ich bin etwas dauererschöpft und gleichzeitig sehr froh, dass sowohl meine Mitarbeiter als auch meine Familie & Freunde wohlauf sind . Als »Grundversorger« durfte unsere Buchhandlung geöffnet bleiben und wir sind zum Glück ohne wirtschaftliche Sorgen durch die letzten Wochen gekommen. Unsere Kundinnen und Kunden haben uns durch ihren großen Zuspruch gezeigt, dass Bücher lebensnotwendig sind. Das ist, gerade auch in diesen verrückten Zeiten, ein sehr schönes Gefühl.
Wie hat sich Ihre Arbeit durch Corona verändert?
Wir haben die Öffnungszeiten stark verkürzt, damit man alleine die Logistik eines ganzen Tages gut bewältigen kann. Seit Juni öffnen wir nun wieder etwas länger; wegen der Abstandsregeln ist aber weiterhin immer nur einer von uns vor Ort. Ich selbst bin die meiste Zeit im Homeoffice; in den letzten Wochen, um meine kleine Tochter zu betreuen, nun, um die Vertreterbesuche vorzubereiten und zu absolvieren. So selten im Buchladen zu sein und somit auch meine Mitarbeiter und Kunden wenig zu sehen – das ist schon eine merkwürdige Situation, die hoffentlich nicht mehr allzu lange andauern wird.
Was nehmen Sie aus den Erfahrungen mit Corona mit für die Zeit nach der Krise?
Die größte Erkenntnis ist sicherlich, dass man sich selbst mit dem größten Chaos irgendwie arrangieren kann, solange alle am selben Strang ziehen. Die Corona-Krise hat uns nochmal enger zusammenrücken lassen, sowohl im Team als auch mit unseren Kundinnen und Kunden. Momentan fahren wir bezüglich mancher Dinge »auf Sicht«. Unsere Flexibilität und unser Improvisationstalent haben wir definitiv ausgebaut. Und kleine Alltagsquerelen werden künftig bestimmt etwas unbedeutender erscheinen.
Möchten Sie ein Buch empfehlen?
Eines meiner momentanen Lieblingsbücher ist »Pawlowa« von Brian Sewell. In den letzten Wochen habe ich mich corona-bedingt vor allem mit Musik und Büchern für Kleinkinder beschäftigt: Die »Hasenkind«-Bücher von Jörg Mühle, Rotraud-Susanne Berners Wimmelbücher und die Bewegungslieder von Lamp und Leute sind systemrelevant, soviel ist sicher.
Die Fragen stellte Insa Hansen-Goos.